Anbau
Anbau und Ernte von Weiden als Flechtmaterial
Weidenruten kann man entweder von Kopfweiden oder von Weidenkulturen, bei denen die Köpfe ähnlich einem „Igel“ dicht über dem Boden wachsen, ernten. Zum Flechten benötigt man die einjährigen Triebe. Im zweiten Jahr verzweigen sich die Äste, daher schneidet man die Kopfweiden und die Weidenkulturen jedes Jahr komplett herunter.
Nach dem Schneiden werden die Ruten nach Länge sortiert und gebündelt. Das Sortieren geht am einfachsten, wenn ein Menge Ruten mit dem Fuß (dicken Ende) nach unten in einen Eimer oder ein Fass gesteckt werden und dann die jeweils längsten oben gepackt und herausgezogen werden. Die einzelnen Bündel werden traditionell mit Weidenruten zusammengebunden.
Weidenanbau
Wer ein Stück Land dafür zur Verfügung hat, kann mit einfachen Mitteln eine eigene Weidenkultur anlegen. Da Weidenwurzeln nach Wasser suchen, sollte ein Abstand von ca. 5 Metern zu Gebäuden und Wasserrohren eingehalten werden.
Weiden mögen es gerne hell, feucht und luftig.
Für den Anbau benötigt man eine dicke, wasserundurchlässige Folie, alte Autoreifen oder Steine um die Folie auf der Erde zu halten, einen Spaten um die Ränder der Folie einzugraben, einen Schraubenzieher um die Löcher für die Stecklinge in die Folie zu bohren sowie Weidenstecklinge. Die Stecklinge könnt ihr im Winter selber von Weiden schneiden, es sollten fingerdicke und ca. 25 cm lange, gerade frische Äste sein. Bitte fragt vorher bei den Besitzern von Weiden nach ob ihr Stecklinge schneiden dürft.
Meine Stecklinge habe ich, da ich besondere Sorten haben wollte, bei WestWalesWillows bestellt. Der Abstand sollte ca. 30-40 cm zwischen den Stecklingen betragen. Wichtig ist, die Stecklinge mit der richtigen Seite nach unten einzupflanzen, dabei sollen zwei Augen (Blattknospen) über der Erde sichtbar bleiben. Die Folie hat zwei Funktionen: Sie verhindert das Wachsen von Unkraut und durch das sich bildende Schwitzwasser müssen die Stecklinge nicht gegossen werden. Alternativ zur Folie kann man die Stecklinge auch mulchen.
Weidenacker 2008
Weidenacker 2009
Meinen Acker habe ich auf diese Weise 2008 mit 15 Sorten bepflanzt, jeweils 20 Stecklinge einer Sorte in einer Reihe. Nach ca. 5-6 Jahren sind die kräftigen Sorten kräftiger und die kleineren Sorten kleiner geworden, da die Kräftigen den Kleinen das Licht wegnehmen. Aus dieser Erfahrung heraus würde ich jetzt immer mehrere Reihen einer Sorte nebeneinander pflanzen oder die Anordnung der Sorten dem Lichtangebot anpassen.
Weidenacker 2010
Weidenacker 2015
Weidenacker 2020
Aus manchen Steckling ist nach ca. 10 Jahren ein richtiger dicker Stamm gewachsen. Einige Weidenstämme oder Teile der Stämme trocknen aus, werden morsch und sterben ab. Daher habe ich begonnen an bestimmten Stellen frische Stecklinge nachzupflanzen.
Kopfweiden schneiden
An vielen Orten, besonders an Bächen oder Weinbergen findet man alte Kopfweiden. Besonders die gelbe Dotterweide ist im Winter leicht an ihren leuchtend gelb oder orangefarbenen Zweigen zu erkennen. Wenn Ihr die Erlaubnis habt, Kopfweiden zu ernten werden immer alle Äste des Baumes abgeschnitten und ca. 3-5 cm lange Stücke stehen gelassen, damit die Weide im nächsten Jahr wieder gut austreiben kann. Fragt am Besten immer den/die BesitzerIn, wie kurz ihr die Weide abschneiden sollt.
Bei großen, alten Weiden klettert man dazu auf den Baum und schneidet um sich herum. Das ist ein echtes Erlebnis!